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Receiver mit FBC-Tunern
Die
meisten Sat-Zuschauer sehen von vornherein nur live fern, also sie machen
von der Aufnahmefunktion ihres Receivers keinerlei Gebrauch. Manche nutzen
die Aufnahmefunktion nur gelegentlich bei
Abwesenheit, um einzelne Sendungen nicht zu verpassen.
Zuschauer, die wirklich täglich von der Aufnahmefunktion
Gebrauch machen und diese sehr intensiv nutzen (auch mehrere Sendungen
zeitgleich, mit zeitversetzter Wiedergabe etc.) sind ein prozentual
recht kleiner Anteil. Insbesondere für
solche Leute sind Receiver mit FBC-Tunern interessant (obwohl
FBC-Receiver noch weitere Vorteile haben können, z. B. schnelle
Umschaltzeiten).
Bisher konnten die Sat-Tuner, die in Receivern und Fernsehgeräten verbaut sind, zu einem bestimmten Zeitpunkt nur genau eine Frequenz empfangen, also den Inhalt genau eines Sat-Transponders. Ein Receiver mit Twin-Tuner hat zwei separate Tuner und kann daher immerhin zwei Frequenzen gleichzeitig empfangen. Theoretisch könnte man mit dem Empfang von zwei Transpondern schon eine ganze Reihe von Sendern (mit begrenzter Auswahl) gleichzeitig aufnehmen, weil jeder Transponderstream bereits mehrere Sender enthält. Aber in der Praxis ist die Aufnahmefunktion der herkömmlichen Receiver auf einen einzigen Sender pro Tuner beschränkt, so dass ein typischer Twin-Receiver gerade mal zwei Sender gleichzeitig aufnehmen kann. Sobald sich drei oder mehr gewünschte Sendungen zeitlich überlappen, kann man sie nicht mehr alle aufnehmen und muss sich für zwei davon entscheiden. Das passiert in der Hauptsendezeit ganz schnell mal – besonders, wenn man mit ausreichend zeitlichem Puffer aufnimmt, um für ungeplante Verschiebungen gewappnet zu sein. Da ist oft bis zum Beginn der nächsten aufzunehmenden Sendung noch keiner der beiden Tuner frei.
Schon länger gibt es für anspruchsvolle Nutzer etwas teurere und besser ausgestattete Receiver (meist auf Linux-Basis), die mehr als zwei Demodulatoren besitzen und daher pro Tuner zeitgleich mehrere Programme empfangen können. Aber diese Programme müssen dann, wie gesagt, auf demselben Transponder liegen. (Für welche das jeweils zutrifft, kann man z. B. in den Listen auf Lyngsat sehen.) Ein Twin-Receiver dieser Art kann also mehr als zwei Sender gleichzeitig aufnehmen, sofern sie sich auf maximal zwei Transponder verteilen. Damit kommt man schon erheblich weiter als mit einfachen Receivern, aber vom dritten gewünschten Sender an unterliegt man starken Beschränkungen der Auswahl. Je nach persönlichen Sender-Vorlieben kann man mit diesen Beschränkungen gut leben – oder auch nicht.
Das Kürzel FBC steht für "Full Band Capture". Während ein herkömmlicher Tuner immer nur einen Transponder (also eine Frequenz) empfängt, empfängt ein FBC-Tuner eine komplette Empfangsebene. Ein FBC Twin-Tuner kann demnach sogar zwei komplette Empfangsebenen gleichzeitig empfangen. Das erhöht die Auswahl gleichzeitig empfangbarer Sender beträchtlich.
Die meisten heute erhältlichen FBC-Receiver haben zwei Tuner und insgesamt acht Demodulatoren, die frei auf die beiden Tuner verteilbar sind. Jeder Demodulator ist zuständig für die Auswertung eines Transponders. Somit kann man bis zu acht Transponder zeitgleich empfangen und Sender daraus aufnehmen. Einzelne Receiver-Modelle gehen sogar noch über diese Zahlen hinaus. (Ob das dann noch irgendeine Relevanz hat und ob es in der Praxis überhaupt funktioniert, sei dahinerstellt. Schon allein die Rechenleistung der Receiver-Prozessoren setzt Grenzen.)
Hinweis: Ein Leser dieser Seite hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Bezeichnung "FBC-Tuner" eigentlich Unsinn ist, da es sich im technischen Sinne nicht um einen Tuner handelt. Man sollte korrekterweise eher von "FBC-Frontend" sprechen. Allerdings hat sich der Begriff "FBC-Tuner" – wie falsch er auch sein mag – bereits weit verbreitet und wird von allen Receiverherstellern so kommuniziert. Daher habe ich mich entschlossen, den Begriff vorerst weiterzuverwenden.
In einer klassischen Sternverteilung (ausführliche Erklärung siehe hier) gibt es pro empfangener Satellitenposition vier Empfangsebenen: Highband horizontal, Highband vertikal, Lowband horizontal und Lowband vertikal. Ein Receiver mit FBC Single-Tuner empfängt eine davon, ein FBC Twin-Tuner empfängt zwei davon gleichzeitig (vorausgesetzt, er wird mit zwei separaten Ableitungen der Sternverteilung versorgt).
Ab dem dritten empfangenen
Sender ist also die Auswahl weiterer gleichzeitig empfangbarer
Transponder
eingeschränkt – wenn auch bei weitem nicht so stark wie an Twin-Receivern
herkömmlicher Bauart. Beim FBC-Receiver kann man ja auf eine ganze Ebene
zugreifen, nicht nur auf einen ganzen Transponder. Wenn man z. B. weiß, dass
ein recht großer Teil der
deutschen öffentlich-rechtlichen HD-Sender im Lowband horizontal zu
finden ist, dann deckt allein diese Ebene schon sehr viel ab. Das hilft
allerdings nicht immer weiter, wenn man auch exotischere Sender (aus
anderen Ebenen und evt. auch von
anderen Satellitenpositionen) aufnehmen will. Ab dem dritten empfangenen
Sender ist man dann auf die beiden Ebenen beschränkt, die man bereits
für die ersten beiden Sender benötigt.
Wer absolut nicht mit zwei
Tunern auskommt, kann an manchen Receivern per Steckplatz noch einen
weiteren FBC Twin-Tuner nachrüsten. Wenn man dann tatsächlich vier Kabel
vom Multischalter zum Receiver legt, kann man zeitgleich auf vier Ebenen
zugreifen.
Das Gegenstück hierzu sind Anlagen, in denen von vornherein nur ein einziges Kabel vom Multischalter zum Receiver zur Verfügung steht. Das bedeutet: Es wird immer nur eine der Empfangsebenen gleichzeitig übertragen. In diesem Fall genügt bereits ein FBC Single-Tuner, der ja allein schon die ganze Empfangsebene auswertet. Also der FBC Single-Tuner ersetzt hier einen herkömmlichen Twin-Tuner.
In einer Verteilung nach Unicable-Standard (ausführliche Erklärung siehe hier) braucht man nicht mal den zweiten LNB-Eingang am Twin-Tuner bemühen (und erst recht keinen weiteren Tuner nachrüsten), weil die für Unicable genutzten Frequenzen zusammen eine einzige Empfangsebene bilden. Weist man dem FBC-Receiver acht Unicable-Frequenzen zu, kann man alle acht Demodulatoren völlig frei belegen. Also man kann Programme aus bis zu acht Transpondern gleichzeitig aufnehmen ohne irgendeine Einschränkung in Sachen Programmauswahl. Da man theoretisch aus jedem der empfangenen Transponder mehrere Programme aufnehmen kann, ist die Zahl der gleichzeitig empfangbaren Programme sogar noch um ein Mehrfaches größer. In der Praxis setzen natürlich auch hier die Leistungsfähigkeit der Receiver-Elektronik und der Festplatte gewisse Grenzen.
Es kann kaum verwundern, dass die Receiverhersteller für ihre
FBC-Tuner ausdrücklich ein Unicable-System als das Optimum empfehlen.
Wenn Sie jetzt sagen: "Prima, ich verwende hier im Haus ohnehin schon
Unicable.", könnte das aber ein Trugschluss sein. Wirklich
uneingeschränkte Nutzung der acht Demodulatoren klappt nämlich nur, wenn
der Receiver acht Unicable-Frequenzen zur Verfügung hat.
Handelt es
sich um eine herkömmliche Unicable-Anlage nach EN50494-Standard, besteht
die komplette Ebene nur aus acht Frequenzen (an einfachen Unicable-LNBs
sind es manchmal sogar nur vier). Man kann also, wenn man voll von den
FBC-Vorzügen profitieren will, neben dem
FBC-Receiver keine weiteren Geräte mehr an demselben Unicable-LNB bzw.
demselben Strang des Unicable-Multischalters betreiben.
In der Praxis wird Unicable ja oft in älteren Häusern verbaut, um dort
das Verlegen neuer Kabel zu vermeiden; dann werden an jedem Strang
mehrere Receiver (manchmal sogar aus mehreren Haushalten) angeschlossen. Ein
FBC-Receiver kann aber nur auf soviele Transponder zugreifen wie man ihm
Unicable-Frequenzen zugewiesen hat. Wenn man ihm z. B. nur zwei
Frequenzen zuweisen kann (weil die anderen schon durch andere Geräte am
Strang belegt sind), kann man auch nur zwei Transponder gleichzeitig
empfangen – womit sich der Vorteil gegenüber einem Receiver mit
herkömmlichem Tuner in Luft auflöst. Richtig voll genießen kann man die
Vorzüge des FBC-Tuners nur, wenn der Receiver einen kompletten
EN50494-Strang allein nutzen kann. Man müsste sozusagen Unicable mit dem
Prinzip der Sternverteilung kombinieren.
Deutlich besser ist die Lage, wenn die
Unicable-Anlage bereits den neueren Standard EN50607 unterstützt. Da
stehen dann pro Strang bis zu 32 Frequenzen zur Verfügung, so dass man
"Luft" hat für Erweiterungen.
Bleibt zu erwähnen, dass die meisten Unicable-Anlagen auf eine oder zwei Sat-Positionen beschränkt sind. Betreibt man eine Multifeed-Anlage für drei oder mehr Sat-Positionen, ist Unicable derzeit keine Alternative. Da bleibt nur der Griff zum herkömmlichen Multischalter bzw. einer Anordnung mit DiSEqC-Schalter(n) – wovon dann eben nur zwei Ableitungen zum FBC-Twin-Receiver geführt werden können. Die Einschränkung auf zwei gleichzeitig nutzbare Empfangsebenen kann man in diesem Fall höchstens durch Nachrüsten eines zweiten FBC Twin-Tuners abmildern (wie weiter oben erklärt). Aber auch "nur" zwei Ebenen wären gegenüber herkömmlichen Twin-Receivern, die nur zwei Transponder gleichzeitig empfangen, schon eine deutliche Verbesserung. Insofern lohnt ein FBC-Twin-Receiver auf jeden Fall auch für Multifeed-Anlagen.
Idealerweise sollte man schon vor dem Kauf ein paar Überlegungen
anstellen, wie man den FBC-Receiver am gewinnbringendsten mit der
vorhandenen (oder einer neu aufzubauenden) Empfangsanlage verkabelt.
Nicht für jeden Anwender wird es lohnen, aufs Maximum zu gehen und
gleich die ganze Anlage umzubauen (z. B. auf EN50607-Standard). Man kann
ruhig erst mal ausprobieren, wie weit man mit der vorhandenen Technik
kommt. Stellt man nach einiger Zeit in der Praxis fest, dass man in
Sachen Programmauswahl noch Einschränkungen verspürt, kann man immer
noch an der Empfangsanlage etwas nachrüsten.
Vor dem ersten Suchlauf müssen dann die LNB-Eingänge im Menü passend
zur Empfangsanlage konfiguriert werden. Das ist vielleicht der
schwierigste Teil (für den man das Funktionsprinzip wirklich verstanden
haben sollte).
Ist die Konfiguration erst mal geschafft, ist die
tägliche Bedienung sehr viel einfacher. Man muss nicht alle
Sendertabellen im Kopf haben und ständig überlegen, welche Sender nun
gleichzeitig aufnehmbar sind und welche nicht. Die FBC-Receiver
verteilen Live-Wiedergabe und Aufnahmen automatisch auf die zur
Verfügung stehenden Tuner und Demodulatoren. Wenn die Grenzen
tatsächlich mal erreicht werden, kriegt man beim Speichern der
Aufnahmeprogrammierung eine Überlappungswarnung. Wenn schon mehrere
Aufnahmen laufen und man noch ein Programm live sehen möchte, sind die
nicht mehr wählbaren Sender in der Liste ausgegraut. Das ist letztlich
dasselbe Prinzip wie bei herkömmlichen Twin-Receivern – nur dass man
Überlappungswarnung und ausgegraute Sendernamen an FBC-Receivern sehr
viel seltener sieht.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Januar 2021
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